Der Begriff Innovation sorgt immer wieder für Missverständnisse. Innovationen sind realisierte Lösungsangebote für konkrete Bedarfe. Die zentrale Frage lautet hierfür: Was brauchen Andere? Innovationen wollen Probleme und Herausforderungen für Einzelne oder soziale Gruppen in der Gesellschaft (z.B. Nachbarschaftsraum) lösen. Sie thematisieren hingegen nicht die eigenen Probleme. Und Innovationen sind nicht gleichbedeutend mit neuen Ideen oder Erfindungen (Inventionen).
Vor allem brauchen Innovationen Akzeptanz. Lösungsangebote können dann erst Wirkung entfalten und für positive Veränderung im Leben der Betroffenen sorgen, wenn sie angewandt werden. Hilfreich bei der Entwicklung von Innovationen ist daher ein inkrementeller und iterativer Prozess.
Hierzu ein Klassiker der biblischen Überlieferung. Jesus stellt einem blinden Bettler eine auf den ersten Blick merkwürdige Frage: ‚Was willst du, dass ich für dich tun soll?‘ (Mk 10,51) Warum fragt er das eigentlich noch? Ist er nur höflich oder erkennt Jesus nicht, was der blinde Bartimäus braucht?
Was Jesus hier macht, hat viel mit einer innovativen Haltung und einem Innovationsprozess gemein. Jesus geht nicht von seinem Erfahrungswissen, seiner Kompetenz oder seiner Beobachtung aus und zieht auch nicht voreilig Schlüsse. Stattdessen übt Jesus den Perspektivwechsel, er bezieht Bartimäus mit ein und fragt genauer nach. Der Betroffene soll seinen Bedarf selbst formulieren. Jesus stellt auf diese Weise sicher, das Richtige zu tun und damit Wirkung bzw. positive Veränderung (Heilung, Inklusion, Nachfolge usw.) für diesen Menschen zu ermöglichen.
Hier zeigt sich exemplarisch, dass Kommunikation des Evangeliums nicht nur ein dialogisches und relationales Geschehen ist, sondern einen Prozess der Verständigung und Aushandlung benötigt. Und so lässt sich fragen: Wie kann Evangelium nicht nur Raum, sondern Relevanz in einer säkularisierten Gesellschaft gewinnen? Wie verbinden wir unsere Tradition mit Innovation zum Wohl der Menschen?
Alexandra Beitz