Exnovation ist kein Trauerprozess, auch wenn Exnovation mitunter Trauer auslöst. Exnovation definiere ich am liebsten mit „Aufhören“: Im Hören auf Gottes Wort Angebote, Konzepte und Ideen zu überprüfen und mit manchen Dingen aufhören, um neu anfangen zu können. Insofern gehören Exnovation und Innovation zusammen.
„Prüfet alles, und das Gute behaltet!“ (1. Thess 5,21) trägt uns die Jahreslosung 2025 auf.
Exnovation ist dabei kein Ziel für sich – es geht nicht darum, ungeplant und spontan loszulassen, sondern sich bewusst und in klarer Entscheidung auf etwas Bestimmtes, im besten Falle Auftragsgemäßes zu fokussieren und zu konzentrieren. Wenn ich ein bestimmtes Ziel erreichen möchte, werde ich andere Möglichkeiten liegenlassen. Das gibt Freiraum – und gleichzeitig Profil.
In einer Gesellschaft, die nach „Besonderung“ (Reckwitz) sucht, wird es dabei immer weniger Patentrezepte geben, die für alle Menschen, Kirchengemeinden, Nachbarschaftsräume, … tragfähig sind. Wir werden immer stärker herausgefordert, an unserem eigenen Ort zu schauen: Was passt zu uns? Und was passt hier? Was ist an diesem Ort, in dieser Zeit notwendig? Um Gottes Auftrag zu erfüllen und dem Evangelium Raum zu lassen?
Und zugleich: Was passt hier nicht mehr – und ist nur noch aus Gewohnheit da? Wie der Videorekorder im Keller… Und nur, weil der Videorekorder im Keller steht, heißt es ja nicht, dass es keine Film-Abende mehr gibt… Die funktionieren inzwischen einfach anders… Mal anders gefragt: Was von dem, was wir heute tun, würden wir noch anfangen, wenn es das nicht schon gäbe?
Eine weitere Leitfrage, die uns auf die Spur einer Neuausrichtung bringen kann ist die Klärung: Was bedeutet „Volkskirche“? Sind wir Kirche für die Menschen? Kirche mit den Menschen? Oder Kirche der Menschen? (vgl. Steffen Bauer, Landeskirchen unterwegs VIII, S. 35). Von welchem Aspekt wollen wir mehr? Wovon braucht es dann weniger? In welche Richtung wollen wir uns also verändern?
OKR Dr. Sabine Winkelmann