- Dienstordnung
- Rechtsgrundlagen und Rahmensetzungen
- Inhaltliche Impulse und Material
- Fokusgruppe Verkündigungsteam
Wie kann sich ein Verkündigungsteam "aufstellen" und wie ist es eingebettet in die Kommunikationsstruktur eines Nachbarschaftsraums? Eine Projektgruppe der Fokusgruppe hat sich Gedanken gemacht:
Kirche ist weit mehr als die rechtliche Verfassung der Kirchengemeinde, Gremien oder Anstellungsverhältnisse. Die Kommunikation des Evangeliums ist ein Geschehen, das sich im Zusammenwirken von einfachen Gemeindegliedern, Ehren- und Hauptamtlichen ereignet.
Das Verkündigungsteam kann in diesem Geschehen im besten Fall ein ausstrahlender Kristallisationspunkt sein, der aber nur dann wirksam ist, wenn er sich mit anderen vernetzt und zusammenarbeitet.
Der Nachbarschaftsraum ist aber in der Regel so groß, dass Kommunikation und Vernetzung sich nicht von alleine ergibt/ergeben, sondern geplant werden muss/müssen. Aus der Raumlogik von ekhn2030 ergibt sich, dass diese Planung eine Aufgabe des Verkündigungsteams und des Leitungsorgans des Nachbarschaftsraums ist.
Obwohl hierarchisches TOP-Down-Denken eine lange Tradition in der Kirche hat, hat sich Kirche weiterentwickelt. Evangelische Kirche agiert heute eher als ein Netzwerk, dass durch das gemeinsame Interesse an der Glaubenskommunikation zusammengehalten wird. Ehren- und Haupt- und Nebenamtliche arbeiten in unterschiedlichen Teams und Konstellationen zusammen.
Wichtig ist daher, dass jede:r in diesem Netzwerk alle Informationen erhält, die er oder sie braucht um seinen oder ihren Anteil an der Kommunikation des Evangeliums best möglichst/bestmöglich zu leisten. Wenn Persönlichkeitsrechte und Datenschutz nicht entgegenstehen, ist daher im Zweifel immer Offenheit und Transparenz der Vorzug zu geben. Herrschaftswissen mag in den autoritären Führungsstilen seine Funktion haben, in der modernen Kirche ist es ausgesprochen oder gelebt ein Unwort. Wobei auch eine unnötige Flut an Informationen verhindern kann, dass die wichtige Information wahrgenommen wird.
Da alle Mitarbeitende im Weinberg Gottes sind, sollten sie in diesem Netzwerk auch angemessen an allen Entscheidungen beteiligt werden, die sie betreffen. Angemessene Beteiligung kann dabei unterschiedliche Intensität annehmen. Das gewählte Mitglied im Gesamtkirchenvorstand einer Gesamtkirchengemeinde hat ein Stimmrecht und entscheidet im Rahmen des Kirchenrechts mit den anderen Mitglieder des Gremiums über viele Belange des Nachbarschaftsraums. Ein:e 16jährige:r Teamer:in kann das Konfikonzept zwar nicht beschließen, aber es wäre fahrlässig und demotivierend, würde man seine bzw. ihre Kompetenz in der Entwicklung eines Konfikonzepts nicht nutzen.
ekhn2030 geht noch einen Schritt weiter. Das Querschnittsthema Mitgliederorientierung sieht vor, dass wo möglich mit den Betroffenen bzw. der Zielgruppe zusammen entwickelt wird. Warum nicht einen Workshop mit Eltern und Jugendlichen des kommenden Konfirmandenkurses machen, um deren Anliegen und Ideen in die Konzeptentwicklung mitzunehmen?
Eine gute Kommunikationsstruktur sorgt für notwendige Information und breite Partizipation im Nachbarschaftsraum.
Alles, was regelmäßig und in festen Strukturen stattfindet, nennt man klassischer Weise Lininenarbeit. Projekte sind dadurch definiert, dass sie ein Anfang und eine Ende haben. Die Sonntagsgottesdienste wären in dieser Definition der Linie zuzuordnen, während der ZDF- Fernsehgottesdienst, der einmalig im Nachbarschaftsraum stattfindet ein Projekt darstellt.
Die Kommunikationsstruktur der Linie kann dabei ein fixes Setting von Treffen, Mediennutzung und Vereinbarungen sein, während sich die Projektkommunikation am Projekt ausrichtet. In der kirchlichen Arbeit aber mischen sich diese Arbeitsformen und sind oftmals schwer voneinander abzugrenzen. Aus der Perspektive eines ehrenamtlichen Jugendteamers ist der Konfikurs eher ein Projekt. Aus der Perspektive eine Hauptamtlichen eine jährlich wiederkehrende Linienaufgabe.
Daher ist es sinnvoll in der Kirche die Kommunikationsstruktur der Linie so zu gestalten, dass sie auch für Projekte genutzt werden kann.
Eine Kommunikationsstruktur für einen Nachbarschaftsraum zu entwickeln, ist eine komplexe Aufgabe. An einem größeren ländlichen Nachbarschaftsraum hat die Fokusgruppe ein fiktives Beispiel erarbeitet, von dem Sie sich anregen lassen oder es auch ganz anders machen können.
Der Nachbarschaftsraum in diesem Beispiel umfasst 10 Kirchengemeinden in einem ländlichen Raum. Er hat die Rechtsform einer Gesamtkirchengemeinde.
In der Satzung der Gesamtkirchengemeinde ist verankert, dass die zehn Ortskirchengemeinden sich in drei Räumen zusammenfinden. Jeder dieser drei Räume besitzt einen Ortsausschuss und das Verkündigungsteam hat sich in drei Ortsteams aufgeteilt. Die Ortsteams verantworten Seelsorge und Kasualien im jeweiligen Raum und gestalten mit den Ortsausschüssen zusammen das lokale kirchliche Leben. In den Räumen gibt es unterschiedlichste Gruppen und Kreise. Es gilt eine universale Einladung an die Nachbargemeinden.
Jugend- und Konfiarbeit finden übergreifend statt. Pfarrpersonen und Prädikant:innen predigen in allen Kirchen. Die Organisten haben ihre "Heimatorgeln", spielen aber auch in anderen Kirchen. Die Verwaltung hat einen Standort. Öffentlichkeitsarbeit wird zentral organisiert.
Das Nachbarschaftsraumfest findet jährlich wechselnd jeweils in einem der drei Räume statt. Gastgeber:in ist der jeweilige Ortsausschuss. Der Gemeindebrief hat einen Mantelteil und je Raum zwei Seiten. Es gibt eine gemeinsame Homepage, die Unterseiten für die drei Räume enthält.
Dieser komplexe Nachbarschaftsraum braucht eine ausgeklügelte Kommunikationsstruktur, die Sie im verlinkten PDF finden:
Download: Übersicht Kommunikationsstruktur
Notwendige Informationen zur Verfügung stellen, angemessen beteiligen und gleichzeitig nicht überfordern ist das Ziel. Es gelingt durch eine geschickte Gestaltung:
Kirchenvorstände tagen traditionell monatlich. Dazu kommen auch heute Fachausschüsse, und Klausurtagungen.
Auch in einem komplexen Nachbarschaftsraum kann es gelingen, dass Ehrenamtliche nur einmal im Monat eine (Gesamt)kirchenvorstandssitzung oder ein Ausschusstreffen haben. Damit das gelingt, müssen die Treffen gut getaktet und die Kompetenzen klar abgegrenzt und großzügig gewährt sein. Wenn Ausschüsse in einem klaren Rahmen Entscheidungen treffen dürfen, entlasten sie das Hauptgremium. Doppelte Debatten sind doppelte Arbeit.
Cloud-Lösungen, wie das EKHN Portal, ermöglichen ohne Mehrarbeit vielen Personen Einblick zu geben. Protokolle können live geschrieben werden. Arbeit in integrierten Kanban-Boards (z.B. Deck im Portal) organisiert und zentrale Terminkalender gepflegt werden.
Manches Treffen kann auch Online stattfinden. Videokonferenzen sparen Fahrtzeiten und ermöglichen große Resonanzcalls. Schauen Sie sich an, wie Ihre Dekanatssynode arbeitet oder welche Wege die Landeskirche geht. Vielleicht lässt sich das eine oder andere abschauen oder auch vom schlechten Beispiel lernen :)
Wo rechtlich relevante Entscheidungen getroffen werden, braucht es Protokolle. In anderen Bereichen können andere Textformen besser zur Ergebnissicherung geeignet sein.
Wenn Sie z.B. an einem Konzept arbeiten ist es irrelevant in wie vielen Sitzung und wann genau sie die Bausteine des Konzepts erarbeitet haben. Das Konzept zählt und vielleicht genügt es ja im EKHN Portal ein gemeinsames Dokument zu erstellen und die Korrekturarbeit durch den „Bearbeitungsmodus“ zu organisieren?
Aufgrund der Größe des Teams und des Nachbarschaftsraums muss vieles abgesprochen werden. Wie machen wir die Predigtplanung? Wie kommt die Taufe zum:r Pfarrer:in? Anstatt solche Vereinbarungen in Protokollen zu verstecken sind Prozessbeschreibungen (Stichwort QM) zentral abgelegt und immer wieder überarbeitet hilfreich.
Eine gute Planung ist hilfreich. Doch machen wir auch immer wieder die Erfahrung, dass etwas sinnnvoll Gedachtes sich dann als nicht hilfreich erweist. Daher gilt in diesem Bereich, wie in allen ekhn2030 Prozessen: Mutig experimentieren, immer wieder anpassen und darauf vertrauen, dass der Heilige Geist kräftig mitmischt.
Eine Liste zur Anregung ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.
Alle Hauptamtlichen und ausgewählte Nebenamtliche im Nachbarschaftstraum oder auch in einem Teilbereich eines Nachbarschaftsraums.
Alle, die in einem Arbeitsfeld tätig sind, kommen zusammen. Z.B. Alle Organist:innen und Chorleiter:innen. Die klassische Versäulung.
Siehe Kirchenrecht.
Alle die im NBR Leitungsverantwortung tragen (Chorleiter, Kirchenvorstand, KiTa Leitung, Leitung Seniorenkreis, Verkündigungsteam, ...) kommen zusammen.
Die Mitglieder eines Verkündigungsteams, die für einen bestimmten Raum zuständig sind.
In der Gesamtkirchengemeinde treffen sich alle Mitglieder des Gesamtkirchenvorstands und aller Ausschüsse (Orts- und Fachausschüsse) und das Verkündigungsteam.
In der AG treffen sich der Geschäftsführender Ausschuss und alle Kirchenvorstehenden und das Verkündigungsteam.
Eine Videokonferenz in der Betroffene Auskunft geben, wie sie bestimmte Planungen finden und diese damit beeinflussen können.
Alle, die an einem Thema arbeiten, kommen zusammen. Z.B. eine gemeinsames Gottesdienstplanungstreffen von Pfarrer:innen, Prädikant:innen und Organist:innen. Oder eine Jugendkonferenz von Jugendausschuss, Kirchenvorstand, Jugendleiter:innen, ... Hier wird eher im Netzwerk gedacht.
Alle Mitglieder des Verkündigungsteams.
Treffen aller Ehrenamtlichen.
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Kommunikationsstruktur eines Nachbarschaftsraums - Beispiel
Projektgruppe Binnenstruktur der Fokusgruppe Verkündigungsteam